A. Kunstprojekt Osterwiecker Inschriftenhaus

B. "Kulturerbe Häuser mit Inschriften" im UNESCO-Geopark

 

A.  Kunstprojekt Osterwiecker Inschriftenhaus

Am Vorabend des Osterwiecker 500-Jahr-Reformationsgedenkens 2017 ist am 8. September auf dem Stephanikirchplatz die zum ›Osterwiecker Inschriftenhaus‹ neugestalte Fassade der ehemaligen Stephanischule vorgestellt worden.

 

Alte Stephanischule

Inschriftenhaus 2017

Es handelt sich dabei um ein vom Verein ›Kulturland Osterwieck‹ angeregtes und erarbeitetes und in Zusammenarbeit mit der ›Einheitsgemeinde Stadt Osterwieck‹ verwirklichtes Kunstprojekt.

Mit Texten aus der Vergangenheit und Gegenwart zur Macht und zur Macht des Wortes auf den Seitenflügeln und Aussagen der Reformationszeit in der Mitte des Gebäudes steht es in der Tradition der bekenntnishaften Inschriften, die im Jahrhundert nach der reformatorischen Wende ab 1533 ins Holz der Hausfassaden der frühzeitig protestantischen Stadt im Fürstbistums Halberstadt eingeschnitzt worden sind. Die jetzt mit zeitgemäßen Techniken angebrachten Inschriften sind ein Bekenntnis zum über 500 Jahre  alten deutschen ›Kulturerbe Hausinschriften‹.

Unter der Wappenrose der über 1000 Jahre alten Stadt symbolisieren in den großen Mittelfenstern Wappen und Ortsbilder die 2010 zur ›Einheitsgemeinde Stadt Osterwieck‹ vereinten Ortsteile im von der Silhouette des Brockens beherrschten ›Kulturland Osterwieck‹. Die Abbildungen zeigen zunächst unter der desolaten Fassade der alten Schule das Inschriftenhaus bei der Vorstellung am 8. September 2017.

Der Entwurf lässt erkennen, dass noch 10 Inschriften fehlen. Während die Buchstaben der bisher angebrachten Inschriften einzeln auf dem Untergrund befestigt worden sind, ist nunmehr vorgesehen, die Buchstaben einer Inschrift auf einem Alu-Dibond-Streifen anzubringen und diesen dann am Gebäude zu befestigen. Deshalb wird man für jede dieser noch fehlenden Inschriften die Kosten genau ermitteln und auf Wunsch mitteilen können. Dafür sind diese Texte vorgesehen:

Wir haben die Erde von unseren Kindern nur geliehen                                                                                  Indianische Weisheit

I have a dream                                                                                                                                                      ist der Titel einer Rede von Martin Luther King, die er am 28. August 1963 in Washington gehalten hat.

Jetzt wächst zusammen, was zusammen gehört                                                                                       Willy Brandt, sinngemäß am 10. November 1989 vor dem Schöneberger Rathaus in Berlin.

Ich bin die Tür                                                                                                                                                   so jemand durch mich eingeht, der wird selig werden und wird ein und aus gehen und  Weide finden.                              Neues Testament, Johannesevangelium 10,9

Von guten Mächten wunderbar geborgen                                                                                               Dietrich Bonhoeffer, am 19. Dezember 1944 aus dem Gefängnis an seine Verlobte.

Der kürzeste Weg zwischen Menschen ist ein Lächeln                                                                       Finnische Weisheit, auch Konfuzius oder Buddha zugeschrieben

Die Würde des Menschen ist unantastbar.  Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.                                                                                                                                       Artikel 1 des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland.

Herrschen lernt sich leicht, regieren schwer                                                                                             Johann Wolfgang von Goethe, Aphorismen

Willst du den Charakter eines Menschen kennenlernen, so gib ihm Macht                                                Abraham Lincoln (1809 – 1865), 16. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika.

Diese Tür steht allen offen                                                                                                                               an der Tür zum ›Osterwiecker Tafel und Kleiderkammer

Weiterhin sind noch Inschriften an den Fenstern des Hauses vorgesehen.

Die Texte dafür sollen aus denen ausgewählt werden, die an einer ›Thesentür‹ angepinnt worden                sind, die nach dem Vorbild der ›Wittenberger Thesentür‹ gestaltet wurde und im Gottesdienst am 22. Januar in der Stephanikirche aufgestellt worden ist.

Da uns für alle diese Inschriften bisher noch die Mittel fehlen, werden wir Ihre Spende dankbar entgegen nehmen und gerne eine Spendenquittung ausstellen.

Konten des Kulturlandvereins e.V. Osterwieck:

Harzsparkasse Osterwieck IBAN DE 72 8105 2000 0901 0085 08                                                       Volksbank Börßum-Hornburg IBAN DE 97 2706 2290 0061 3924 00

 

B. "Kulturerbe Häuser mit Inschriften" im UNESCO-Geopark

Hausinschriften als Kulturerbe

  im UNESCO-Geopark Harz–Braunschweiger Land–Ostfalen

Obwohl von Bürgermeistern zahlreicher Fachwerkstädte, von der Stadt Wolfenbüttel im Oktober 2016 sogar durch einen Ratsbeschluss unterstützt, ist es seit 2013 in drei Anläufen nicht gelungen, die Anerkennung der Hausinschriften als ›Immaterielles Kulturerbe‹ zu erreichen.

In einem Schreiben vom 22.3.2017 hat die Beauftragte der Bundesregierung für das Weltkulturerbe, die Staatsministerin im Auswärtigen Amt, Frau Prof. Dr. Maria Böhmer auf die Möglichkeiten hingewiesen, die dafür der UNESCO-Geopark Harz–Braunschweiger Land–Ostfalen bietet:

„ … Ich möchte jedoch Ihr Augenmerk auf ein anderes UNESCO-Programm lenken. Osterwieck und andere Städte mit historischen Hausinschriften gehören zum UNESCO­Geopark Harz Braunschweiger Land Ostfalen. UNESCO-Geoparks vermitteln auch kulturhistorisches Erbe. Ich rege deshalb an, mit dem Management des Geoparks zu erörtern, in welcher Weise die Würdigung und die Vermittlung der historischen Hausinschriften im Rahmen der Aktivitäten dieses UNESCO-Geoparks erfolgen kann.“

Auf der Basis dieser Möglichkeiten hat am 12.09.2017 mit Herrn Dr. Henning Zellmer in der Geopark-Geschäftstelle Königslutter ein Gespräch stattgefunden:

In Zukunft soll im Bereich der Geschäftsstelle darauf hingewiesen werden, dass Städte mit Hausinschriften besondere kulturelle Objekte des UNESCO-Geoparks sind. Dafür wird eine besondere, den Hausinschriften gewidmete Veröffentlichung erarbeitet werden. Schon bestehende Landmarken bieten dafür Möglichkeiten, für die Stadt Hornburg wird die Werla als Landmarke deklariert werden.

nach UNESCO-Geopark Website [i]

Dabei sollte es auch um den allein aus einem Kulturerbe-Status ableitbaren besonderen Denkmalschutz gehen, so wie ihn die UNESCO als Welterbe den Altstadtensembles von Quedlinburg und Goslar gewährt hat. Denn über den Schutz hinaus, den das allgemeine Denkmalrecht alten Fachwerkhäuser ohnehin gewährt, steht den Häusern mit Inschriften, jedem einzelnen als Träger des einzigartigen und unwiederbringlichen ›Kulturerbes Hausinschriften‹, seit langem auch der besondere Schutz des UNESCO-Welterbes zu.

Die Zugehörigkeit der Städte Aschersleben, Braunschweig, Goslar, Halberstadt, Helmstedt, Hornburg, Königslutter, Nordhausen, Osterode, Osterwieck, Stolberg, Quedlinburg, Wolfenbüttel sowie auch mancher Dörfer zum UNESCO-Geopark Harz–Braunschweiger Land–Ostfalen eröffnet nunmehr auch für diese Städte die Möglichkeit, auf ›Häuser mit textlichen Inschriften als Kulturerbe‹ im UNESCO-Geopark nicht nur hinzuweisen sondern sie sogar im UNESCO-Welterbe zu verankern.

Einwohnern und Besuchern können Hausinschriften durch von der UNESCO geförderte Erklärungs- und Bildungsprogramme erschlossen werden. Auf den Tourismus im UNESCO-Geopark wird sich das ebenso positiv auswirken, wie es den Baudenkmalen zusätzlichen Denkmalschutz verschafft.

 

Abb. nach UNESCO-Geopark Website[ii]

Dazu müssen die Fachwerkstädte den schon bestehenden Landmarken des Geoparks zugeordnet werden, an deren Infostellen auf die im Bereich dieser Landmarke gelegenen Städte, in denen sich  Häuser mit Inschriften befinden, hinlänglich hingewiesen werden sollte (stationär und auf einem Faltblatt).

1.       Goslar/Hornburg/Osterwieck/Wolfenbüttel:

Aus landschaftlichen, inhaltlichen, organisatorischen und touristischen Gründen empfiehlt es sich, diese drei sehr benachbart gelegenen historischen Fachwerkstädte, in denen dicht beieinander konzentriert die größte Anzahl erhaltener Häuser mit Inschriften überhaupt erlebbar ist, der gerade in Erstellung befindlichen ›Landmarke23: Werla‹ zuzuordnen.

Den steinzeitlichen und kaiserzeitlich-ottonisch archäologischen Horizonten dieser so geschichtsträchtigen Landmarke könnte mit dem Hinweis auf die Fachwerkstädte Goslar, Hornburg, Osterwieck und vielleicht auch Wolfenbüttel ein einzigartiger, weil in seltener Geschlossenheit erhaltener, frühneuzeitlicher Stadthorizont hinzugefügt werden, zumal die Städte alle schon in der ottonisch/salischen Zeit der Kaiserpfalz erstmals genannt worden sind.

2.       Quedlinburg, Halberstadt und Aschersleben: Aus den o.g. Grünen bietet sich für diese Städte  ›Landmarke 14: Huysburg‹ an.

    3.        Königslutter: ›Landmarke 24, Kaiserdom‹.

    4.        Helmstedt: ›Landmarke 26: Lübbensteine, Helmstedt‹.

    5.        Braunschweig: ›Landmarke 30: Braunschweiger Löwe‹.

    6.        Osterode: Landmarke 11: Alte Burg Osterode‹.

Auch in den Geoparks sind Bildung und Edukation für die UNESCO ganz wesentliche Zielsetzungen, das ›Kulturerbe Hausinschriften in historischen Fachwerkstädten‹ bietet sich dafür an wie kaum ein anderes.

Bildung:                das ist erforschende Erschließung mit dem Ziel gründlicher Information für                               Einwohner u. Touristen,                                                                         Edukation:            das ist in Schulen nachhaltige und sich wiederholend regelmäßige angeleitete Hinführung

                              von Kindern und Jugendlichen auf das ›Kulturerbe Hausinschriften‹ am Schulstandort.

Gefördert werden könnten dafür auf der Ebene der Städte und Kommunen:

Kulturämter, Kulturausschüsse, Touristinfos, Heimatpfleger, örtliche Museen, Altstadtvereine und Schulen. Dabei geht es um:

1.         die Erstellung von Konzepten für darstellende Erschließung (zentrale Tafeln oder Stelen,                Inschriftentafeln an Häusern, Fußboden Markierung von Rundgängen, örtliche ausführliche Faltblätter),

2.         die Schulung von Stadtführern für spezielle Führungen und

3.         die Beteiligung von Schulen

Noch befindet sich das Projekt auf allen Ebenen – bei der UNESCO, den Bundesländern und Landkreisen, den Geoparkstützpunkten und Kommunen – erst ganz am Anfang eines langwierigen Weges.

Engagement von kultureller und wissenschaftlicher Seite, von Seiten der Kirchen, der Verwaltungen, der Touristik und Schulen und nicht zuletzt ehrenamtlicher Einsatz sind gefragt.

Kulturstadtverein, Kulturrat und Altstadtverein,

jeder auf dem Hintergrund einer Verwaltung mit Kulturbüro, der Herzog August  Bibliothek, eines Geschichtsvereins mit Staatsarchiv und einer Landeskirche mit landeskirchlichem Archiv.

Eine mit kompetenten Institutionen so reich ausgestattete Stadt wie Wolfenbüttel sollte in wohlverstandenem eigenem Interesse federführend bei diesem Projekt vorangehen, um dies für ihre ›Häuser mit Hausinschriften‹ dies zu erwerben:

                                                                                                                                                                           

Abb.36 nach [iii]

Kulturerbe Hausinschriften

  Unesco Geopark Harz– Braunschweiger Land–Ostfalen 

Westfalen

Ist es wirklich nur ein Zufall, dass ein so eindrucksvolles Kulturerbe, wie es die in das Holz von Balken und Bohlen geschnitzten textlichen Hausinschriften sind, zwar erst am Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit, aber dennoch an vielen Orten und fast gleichzeitig in einem Gebiet auftreten konnte, dessen Grenzen sich ziemlich genau mit denen des mittelalterlichen Herzogtums Sachsen decken und dass der heutige Unesco Geopark Harz– Braunschweiger Land–Ostfalen ebenso genau dem Stammland der sächsischen Herzöge in ottonischer Zeit entspricht? Haben hier nicht vielmehr Voraussetzungen weitergewirkt, die von der Landschaft eines Siedlungsraumes vorgegeben durch Jahrhunderte die Gewohnheiten bestimmt haben, wie man gebaut hat und wie man mit den dafür vorhandenen Möglichkeiten umgegangen ist, wobei Holz sogar bis zur Erschöpfung der Waldbestände genutzt worden ist.

Wenn deshalb auch die ersten Missionskirchen Holzbauten waren, errichtete man Dome, große Kirchen, Pfalzen und Burgen mit Steinen, die entweder in örtlich anstehenden Steinbrüchen wie im Vorharz und Königslutter mühsam gewonnen, mitunter aber von weither herangeholt werden mussten, wie z.B. in Havelberg. Sehr bald wurden deshalb gebrannte Backsteine zu einer gern genutzten Alternative. Hat man zwar weiterhin Dorfkirchen meist aus den überall vorhandenen Feldsteinen erbaut, blieb dagegen bis in das 18. und 19. Jahrhundert auf dem Lande wie in den Städten der Bau von Häusern, sogar die Errichtung vieler Schlossbauten eine Domäne des Fachwerkbaus – eindrucksvoller kann die Wirkungsmächtigkeit von Geschichte, Umwelt, Geologie, Landschaft und der verfügbaren Ressourcen auf die Lebensumstände der dort angesiedelten Menschen kaum sein als im Unesco Geopark Harz–Braunschweiger Land–Ostfalen

In das Holz der Häuser eingeschnitzt sind somit auch Hausinschriften zu einem Kennzeichen des Unesco Geoparks Harz–Braunschweiger Land–Ostfalen geworden, die landschaftliche Verwurzelung ist geradezu ein Spezifikum dieses Kulturerbes. Die vielfältigen, vor allem das Gedankengut der Reformation widerspiegelnden textlichen hausinschriften unterscheiden Fachwerkhäuser am Harz und in Niedersachsen bis nach Westfalen geradezu von Fachwerkbauten in anderen Teilen Deutschlands.

Hausinschriften wurden so schon wenige Jahrzehnte nach ihrem frühesten Auftreten um 1470 ab 1530 zuerst in Braunschweig, ab 1533 in Osterwieck und in den nächsten 50 Jahren in Städten und Dörfern rund um den Harz, an der Leine und Weser und darüber hinaus bis in den Norden Niedersachsens und bis nach Westfalen zu dem Medium, mit dem die Einwohner sich an ihren Häusern auf vielfache Weise zu Martin Luther und der Reformation bekannt haben.8

Trotz der Kriegsverluste in Halberstadt und Braunschweig gibt es schon wegen des an Inschriften besonders reichen Städtedreiecks Goslar/Hornburg/Osterwieck zu dem noch Wolfenbüttel, Quedlinburg und Helmstedt hinzukommen, keine zweite deutsche Landschaft, in der Hausinschriften die Annahme der Reformation durch die Einwohner so deutlich nachvollziehbar erleben lassen, wie es im Unesco Geopark Harz–Braunschweiger Land–Ostfalen möglich ist.



[i] http://geopark-hblo.de/standorte/uebersichtskarte/

[ii] http://geopark-hblo.de/standorte/teilgebiete-landmarken/

[iii] https://www.google.de/search?q=Logo+Unesco+Geopark&client=firefox-b&dcr=0&tbm=isch&source=iu&pf=m&ictx=1&fir=1VpfiZJk8jDrhM%253A%252CycAvPTNVIdj1cM%252C_&usg=__ZvjPDhek4WbfyEw9c-p-AsJgyjs%3D&sa=X&ved=0ahUKEwiT_fbd_v7WAhXmJcAKHcWkAFwQ9QEINTAG#imgrc=u9kWYKvKbaVq1M: